Malu Dreyer ist neue Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. Am Mittwoch trat die 51-jährige Sozialdemokratin die Nachfolge von Kurt Beck an. Mit SPD.de sprach Dreyer im Vorfeld über Aufregung, aber auch Vorfreude: Sie will an Kurt Becks reiches Erbe anknüpfen und eigene Akzente setzen, beispielsweise bei der Gestaltung des demografischen Wandels.
Dreyer wurde mit 60 von 100 Stimmen im Landtag gewählt. Das entspricht genau der rot-grünen Mehrheit. SPD-Chef Sigmar Gabriel gratulierte ihr zur im Namen des gesamten SPD-Parteivorstandes - "aber auch sehr persönlich", wie er betonte - zur Wahl. Dreyer verkörpere "auf höchst glaubwürdige Weise unsere politischen Kernziele: soziale Gerechtigkeit und faire Lebenschancen für alle", so Gabriel weiter. "Dein ehrgeiziges landespolitisches Programm hat in vielerlei Hinsicht Vorbildcharakter. In guter rheinland-pfälzischer Tradition wirst Du bei der Umsetzung Eurer Ideen die Nähe zu den Menschen halten und Dich ihrer täglichen Sorgen annehmen. Davon bin ich zutiefst überzeugt."
SPD.de hatte am Tag vor der Wahl mit Dreyer ein Interview geführt, das wir aus gegebenem Anlass noch einmal veröffentlichen:
SPD.de: Frau Dreyer, wie fühlt es sich an, am Mittwoch Ministerpräsidentin zu werden? Aufregung oder Vorfreude?
Malu Dreyer: Es ist sicherlich beides. Ein wenig Aufregung, ein so bedeutendes Amt zu übernehmen, aber auch Vorfreude, ein so reiches Erbe anzutreten, auf dem ich gestalterisch aufbauen kann.
SPD.de: Kurt Beck hat das Amt 18 Jahre lang geprägt. Wie groß sind die Fußstapfen, in die Sie treten?
Dreyer: Die Fußstapfen sind in der Tat sehr groß. Kurt Beck hinterlässt – wie schon gesagt – ein sehr reiches Erbe. Ich freue mich sehr darauf, daran anknüpfen und eigene Akzente setzen zu können, beispielsweise bei der Gestaltung des demografischen Wandels.
SPD.de: Was wollen Sie beibehalten, was anders machen als Kurt Beck?
Dreyer: Die Nähe zu den Menschen, der Mensch im Mittelpunkt politischen Handelns, das – denke ich – ist eine der zentralen Leitmotive der Regierungszeit von Kurt Beck. Das werde ich ganz sicher auch so halten. Jede Zeit hat darüber hinaus ihre eigenen Herausforderungen, so wie die Regierungszeit von Kurt Beck insbesondere am Anfang stark geprägt war von der Bewältigung der militärischen Konversion, rückt heute der demografische Wandel immer mehr ins Zentrum. Was den Stil angeht, so bin ich Malu Dreyer und Kurt Beck ist Kurt Beck, so dass es schon allein durch die verschiedenen Persönlichkeitsprofile zwischen uns beiden Unterschiede geben wird.
SPD.de: Über Kurt Beck wurde stets gesagt, er sei „nah bei de Leut“? Was würden Sie als Ihre größte Stärke bezeichnen?
Dreyer: Ich denke schon, dass ich sehr gut auf Menschen zugehen kann, ein sehr kommunikativer Typ bin, ähnlich wie Kurt Beck. Menschen interessieren mich, und das ist – glaube ich – spürbar.
SPD.de: Welche Themen wollen Sie im Amt als erstes angehen?
Dreyer: Der bereits erwähnte demografische Wandel wird sich als Leitmotiv ganz sicher durch meine Politik ziehen. Auch die Bürgerbeteiligung ist für mich ein zentrales Thema.
SPD.de: Sie gehen sehr offen mit Ihrer Erkrankung an Multipler Sklerose um – für viele Menschen mit einem ähnlichen Krankheitsbild ist Ihre Offenheit sehr ermutigend. Was haben Sie in den letzten Jahren hier für Erfahrungen gemacht?
Dreyer: Nachdem ich meine Erkrankung im Jahre 2006 öffentlich gemacht habe, habe ich sehr viel positive Resonanz erfahren. Die meisten Menschen gehen sehr gut damit um. Für mich selbst ist die Multiple Sklerose Teil meines Lebens, sie steht aber nicht im Mittelpunkt.
SPD.de: Den meisten Politikerinnen und Politikern wird eine Ferne zum Internet zugeschrieben. Hand aufs Herz: Bewegen Sie sich selber im Netz und auf Facebook und Co.?
Dreyer: Ich bin eine begeisterte Nutzerin neuer Medien, ich kann mir eine Welt ohne gar nicht mehr vorstellen.
SPD.de: Das neue Jahr hat begonnen: 2013 wird gerade auch politisch spannend. Was wünschen Sie sich für die kommenden Monate?
Dreyer: Natürlich viele Wahlerfolge für die Sozialdemokratie!