Energiekonzerne kassieren ab

Veröffentlicht am 27.08.2012 in Bundespolitik

Drei Milliarden Euro – diese Summe haben deutsche Stromkunden ihren Anbietern in diesem Jahr zuviel gezahlt. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag veröffentlichte Studie. SPD-Bundestagsfraktionsvize Ulrich Kelber verurteilt diese Entwicklung: „Eine einseitige Kostenbelastung der Verbraucherinnen und Verbraucher ist nicht in Ordnung.“?

Vorige Woche meldeten sie Milliardengewinne, jetzt wird klar warum: Die großen deutschen Energieversorger nehmen ihren Kunden zu viel Geld ab. Dies geht aus einer am Freitag veröffentlichten Studie des Energieexperten Gunnar Harms für die Grünen-Bundestagsfraktion hervor.

Konzerne kaufen günstig ein und geben teuer weiter

Der Atomausstieg hat der Studie zufolge „nicht zu den befürchteten Preissteigerungen geführt“. Dementsprechend seien die Preise im Stromeinkauf 2011 um zehn bis 20 Prozent gefallen. Davon sei bei den Verbrauchern jedoch nichts angekommen. Würden diese Effekte an die Endkunden komplett weitergegeben, müsste der Strompreis rund zwei Cent je Kilowattstunde niedriger sein. „In den letzten fünf Jahren zeigt sich, dass gestiegene Einkaufspreise stets unverzüglich weitergegeben wurden, Preissenkungen hingegen nicht, zumindest nicht an das Kundensegment der Haushaltskunden.“

Während die Privatverbraucher also zahlen müssen, freut sich die Industrie. Deren Kosten seien nämlich in den letzten Jahren um drei Prozent gesunken, „während gleichzeitig private Endkunden seit 2008 rund 20 Prozent mehr für den Strom bezahlen müssen.“

Ein Teil der gestiegenen Preise kommt von einer EEG-Umlage zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Einen Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden kostet die Ökostrom-Förderung jährlich 125 Euro, davon zahlt er 31 Euro nur für die Industrie-Entlastungen. Diese ist nämlich zu großen Teilen von der Umlage befreit. Die Ausfallkosten schultern Privatverbraucher und Mittelstand.

Kelber: Altmaier muss für Entlastung sorgen

Der Verbraucherschutzexperte und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Ulrich Kelber reagierte am Freitag empört auf die Ergebnisse der Studie: „Eine einseitige Kostenbelastung der Verbraucherinnen und Verbraucher ist nicht in Ordnung. Leider bleibt der Bundesumweltminister Peter Altmaier eine Antwort schuldig, wie er konkret für eine Entlastung sorgen will.“

Altmaier sei leider nicht bereit, „unnötige Ausnahmen für die Industrie zurückzunehmen, Regelungen zur Energieeffizienz vorzulegen oder die Lasten des Netzausbaus fair zu verteilen.“ Er wolle vielmehr das Risiko beim Netzausbau allein den Verbrauchern auferlegen, „während es bei den Netzbetreibern weiterhin neun Prozent Rendite für eingesetztes Kapital geben soll".

Umweltminister Altmaier (CDU) rechnet im Herbst mit einem Preisanstieg um weitere fünf Prozent als Folge des Ausbaus der Solarenergie. Zwar würde die Energiewirtschaft die Preise selbst festlegen, sagte der Minister am Freitag der „Rheinischen Post“. „Experten erwarten aber fünf Prozent."