Er ist der beliebteste Politiker Bayerns. Am Sonntag hat die SPD in Bayern Christian Ude mit sensationellem Ergebnis zu ihrem Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2013 gewählt. Sein Ziel: Ein sozial gerechteres Bayern. Und frischer Wind - nach 56 Jahren CSU-Regierung!
Seit 19 Jahren ist Christian Ude erfolgreicher Oberbürgermeister in der bayerischen Landeshauptstadt. Nun will er im September 2013 CSU-Chef Horst Seehofer vom Thron stoßen und somit 56 Jahre CSU-Regierung beenden. Dass die Chance für einen Politikwechsel mit dem erfolgreichen Oberbürgermeister Münchens groß sind, sahen die Delegierten des größten Landesparteitags der bayerischen SPD genauso. Mit sensationellen 288 von 289 Stimmen – 99,7 Prozent - nominierten sie ihn in Nürnberg zum SPD-Spitzenkandidaten.
Bayern sozial gerechter machen
Ude setzt auf Verbesserungen statt radikaler Änderungen. „Bayern ist ein Land mit vielen Stärken, aber es ist kein Land im Gleichgewicht“, sagt Ude über die Diskrepanz zwischen boomenden Städten und den von allmählicher Entvölkerung bedrohten Landkreisen im Norden und Osten Bayerns. Leere Versprechen will er nicht abgeben. „Das ist mir das Allerwichtigste: Glaubwürdigkeit und Vertrauen da wieder herzustellen, wo sie beschädigt worden sind.“
Wendehals Seehofer
Scharf kritisierte er die Wendigkeit des CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer. „Die Kehrtwende ist zur typischen Fortbewegungsart der CSU geworden“, spottet Ude. „Mehr Schein als Sein, das ist das Grundprofil der CSU“, charakterisierte SPD-Chef Sigmar Gabriel den unsteten CSU-Kandidaten. So hatte Seehofer am Freitag erstmals zusätzliche Hilfen für Griechenland nicht mehr ausgeschlossen, obwohl die CSU das bislang strikt ablehnte.
Gabriel warf Seehofer und der CSU vor, sie seien „machtversessen und machtvergessen“. Dies sei der Grund für die jüngsten Niederlagen der CSU bei Kommunalwahlen.
Im Gegensatz zu Seehofer will Christian Ude den Menschen nur Verbesserungen versprechen, „die wir auch tatsächlich realisieren können.“ Ude will in Bayern 2013 die einmalige Chance nutzen, einen wirklichen Politikwechsel für soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu erreichen. Unter anderem will er die Studiengebühren abschaffen und verlangt einen Masterplan für die Energiewende. Im Gegensatz zu vollmundigen Versprechen der CSU, die nicht eingehalten wurden, setzt der SPD-Spitzenkandidat auf Ehrlichkeit: „Ehrlich währt am längsten, das ist meine feste Überzeugung.“
Der Sozialdemokrat kündigte eine elfmonatige Kampagne der Bayern-SPD in allen Landesteilen an, um nach über einem halben Jahrhundert den Machtwechsel zu schaffen. „Der gesamte Staatsapparat ist ihre Klaviatur“, sagt er über die CSU. Und deswegen schaltet die SPD elf Monate vor der Landtagswahl auf Angriff.
„Wir werden zeigen, dass wir es ernst meinen, dass wir kämpfen wollen, dass wir gewinnen wollen“, stimmte die bayerische SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen die Sozialdemokraten auf den Wahlkampf ein.
Ude kämpferisch: „Ich bin seit 22 Jahren bei der Stadt München beschäftigt, habe immer nur befristete Anstellungsverträge bekommen und bewerbe mich jetzt um einen Bewährungsaufstieg beim Staat.“