Folgen des Betreuungsgeldes: Kinder müssen zuhause bleiben

Veröffentlicht am 01.08.2014 in Sozialpolitik

Das von der SPD stets kritisierte Betreuungsgeld hält diejenigen Kinder von frühkindlicher Bildung fern, die besonders darauf angewiesen sind. Eine aktuelle Studie zeigt, dass bildungsferne Eltern sich wegen des Betreuungsgeldes gegen die Kita entscheiden. „Wir fühlen uns in unserer Kritik bestätigt“, sagte SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel am Montag.
 

„Wir haben das Betreuungsgeld bereits in der Vergangenheit für bildungspolitisch kontraproduktiv und familienpolitisch rückwärtsgewandt gehalten“, so Schäfer-Gümbel. Die SPD habe von Anfang an gesagt: „Das ist nichts Gutes und daraus erwächst nichts Gutes.“ Diese Einschätzung werde von der am Montag veröffentlichten Studie „eindrucksvoll“ bestätigt.

Bildungsferne Eltern lassen ihre Kinder zuhause

Das Deutsche Jugendinstitut und die Universität Dortmund hatten im Frühjahr 2013 in einer bundesweiten Studie  über 100.000 Elternpaare mit Kindern unter drei Jahren befragt. Das Ergebnis: Das Betreuungsgeld stellt besonders für sozial benachteiligte Familien einen Anreiz dar, kein staatliches Angebot frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung zu nutzen.

Studie: Betreuungsgeld schadet Chancengleichheit

„Das Betreuungsgeld erweist sich für Familien besonders attraktiv, die eine geringe Erwerbsbeteiligung aufweisen, eher als bildungsfern beschrieben werden können und einen Migrationshintergrund haben“, so die Autorinnen und Autoren der Studie. Zu prüfen sei, inwiefern das Betreuungsgeld eher zu einer „Verfestigung von Prozessen und Mechanismen der Bildungsungleichheit beiträgt“.

Der Umfrage zufolge gaben 31 Prozent der Eltern ohne Bildungsabschluss und knapp 23 Prozent der Eltern mit Hauptschulabschluss das Betreuungsgeld als Grund dafür an, dass sie ihre Kleinkinder nicht in eine Kita schicken. Bei Familien mit mittlerer Reife reduziert sich dieser Anteil auf 14 Prozent, bei Akademikern gar auf 8 Prozent. Familien mit Migrationshintergrund führten zu 25 Prozent das Betreuungsgeld als Begründung an, deutschstämmige Familien nur zu 13 Prozent.

Schweres schwarz-gelbes Vermächtnis

Das im November 2012 von der schwarz-gelben Bundesregierung von Angela Merkel (CDU) beschlossene und seit August 2013 ausgezahlte Betreuungsgeld sieht vor, dass Eltern, die für ihre Kleinkinder weder einen Kita-Platz noch eine Tagesmutter in Anspruch nehmen, vom 15. Lebensmonat bis zum dritten Lebensjahr monatlich 100 Euro erhalten. Ab 1. August dieses Jahres werden es 150 Euro sein.
Besonders die CSU habe in den Koalitionsverhandlungen im Herbst 2013 „massiven Druck“ auf die SPD – „aber auch die CDU“ – ausgeübt, um das nun auch wissenschaftlich diskreditierte Betreuungsgeld beizubehalten, erinnerte Schäfer-Gümbel.

Hamburg klagt gegen Betreuungsgeld in Karlsruhe

Die Studie könnte die Gegnerinnen und Gegner des Betreuungsgeldes nun beflügeln: „Warten wir mal ab, was das Bundesverfassungsgericht auf der Grundlage der Klage von Hamburg zum Betreuungsgeld zu sagen hat“, so Schäfer-Gümbel. Das von der SPD regierte Land Hamburg hatte bereits im Februar 2013 gegen das Betreuungsgeld geklagt.

ElterngeldPlus statt Betreuungsgeld

Die SPD konzentriert sich ihrerseits voll auf das von Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) bereits auf den Weg gebrachte ElterngeldPlus. Damit werden Eltern unterstützt, die sich nach der Geburt des Kindes gemeinsam darum kümmern wollen und gleichzeitig (Teilzeit) arbeiten wollen. Das ElterngeldPlus soll sie bei dieser partnerschaftlichen Arbeitsteilung gezielt unterstützen.